Gedanken zu Manchester

Jedes Mal die gleichen Zitate.
„Wir lassen uns nicht einschüchtern.“ / „Wir lassen uns nicht spalten.“ / „Der Terror hat nichts mit dem Islam zu tun.“
Also ob der Terror nicht schon längst sein Gift in unser Bewusstsein gepflanzt hätte. Natürlich lassen wir uns spalten. Wenn es so weitergeht, ist es nur eine Frage der Zeit. Auch der Aufwand, der für Sicherheit betrieben wird, insbesondere bei Großveranstaltungen, ist ungleich höher als noch vor ein paar Jahren. Man hat durchaus ein Gefühl des Unbehagens, wenn Polizisten mit Maschinenpistolen den Weihnachtsmarkt sichern. Die potentielle Gefahr wird ja so erst sichtbar. Auch würde ich hier liebend gern mal eine Mohamed-Karikatur posten oder Witze über Pierre Vogel machen. Aber schon während ich das schreibe, merke ich, dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen sollte. Denn eines ist klar: Richtige Islamisten verstehen keinen Spaß. Und natürlich hat der islamistische Terror was mit dem Islam zu tun. Die Frage ist halt, was genau. In dem Zusammenhang empfehle ich das Buch „Mohamed“ von Hamed Abdel-Samad. Eines ist jedenfalls sicher: Durch bloße Waffengewalt werden wir den Terror nicht los. Im Gegenteil. Wenn man zurückblickt, so hat sich doch gezeigt, dass man eine Hydra bekämpft, der drei Köpfe nachwachsen, wenn man einen abschlägt. Was können wir also tun? Ziemlich wenig. Denn die Quellen, die die Ideen in die Welt bringen, lassen sich nicht einfach trocken legen. Hassprediger kennen ihren Koran. Doch wie bringt man jemanden dazu, ein Buch so auszulegen, wie es die Mehrheit tut, nämlich friedlich? Der Indoktrinierte glaubt ja, die Worte kämen von Gott höchstselbst. Wieso sollte er also auf menschliche Intervention reagieren, wenn dort glasklar steht, man solle die Ungläubigen bekämpfen, wenn sie den Islam nicht annehmen?

Nachtgedanken

Denk ich an Deutschland und Europa in der Nacht, werde ich tatsächlich um den Schlaf gebracht.
Woher kommt mein ungutes Gefühl? Woher meine innere Abneigung gegenüber dem Islam? Ist sie unbegründet, fehlgeleitet oder übertrieben? Habe ich zu viel Houellebecq gelesen? Warum bereiten mir andere Weltreligionen weniger Kopfzerbrechen? Zumindest der Buddhismus ist mir doch genauso fremd. Lasse ich mich zu sehr von meinen Emotionen leiten? Woran liegt es, dass ich das Kotzen kriege, wenn ich schwarz verschleierte Frauen oder deutsche Konvertiten sehe? Warum gefällt mir der Gedanke, dass die Türkei EU-Beitrittskandidat ist, ganz und gar nicht? Warum ist der arabische Frühling so gnadenlos gescheitert? Warum fühle ich mich manchmal fremd im eigenen Land? Mache ich es mir zu einfach? Wie sieht meine Idealvorstellung eigentlich aus? Was bedeutet es, wenn ich feststelle, dass ich den einzelnen Menschen gar nicht ablehne, sondern mir die Vorstellung vom Ausbreiten einer rückwärtsgewandten Ideologie Sorgen bereitet? Warum darf man solche Gedanken nicht aussprechen, ohne an den Pranger gestellt zu werden? Warum bin ich nicht der einzige, der so denkt? Wie kann ich Stellung beziehen und mich gleichzeitig gegen Gewalt von Rechts abgrenzen? Gibt es Dinge, die nicht zusammen passen? Wie sollen wir unter diesen Voraussetzungen eine gemeinsame Identität erschaffen? Wie soll das alles enden? Ja, wie soll das enden? Ja wie?