Schlagwort: Integration
Faktoren für innergesellschaftlichen Zusammenhalt in einem globalisierten Deutschland
Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die gesellschaftlichen Zusammenhalt ermöglichen. In einem globalisierten Deutschland müssen allerdings viele dieser Faktoren wegfallen. Die Identifikation über Aussehen, Religion und das, was manche als „Leitkultur“ bezeichnen, hat ausgedient, zumindest wenn man die deutsche Bevölkerung als Ganzes betrachtet.
Welche Möglichkeiten bleiben dann, den verschiedenen Kulturen in unserem Gemeinwesen eine gemeinsame Identität zu verschaffen?
Fangen wir ex negativo an: Wenn man nicht viel unternimmt, bilden sich zwangsläufig Parallelgesellschaften. Gleich und Gleich gesellt sich gern. Das ist nun mal so. Und der Status Quo deutet genau in diese Richtung.
Wenn mehr als nur Nebeinanderherexistieren das Ziel ist, muss die Politik aktiv eingreifen. Der erste und wichtigste Punkt ist sicherlich das Sprechen der deutschen Sprache. Das ist selbstverständlich. Und die Politik ist in diesem Punkt durchaus bemüht. Es muss aber noch mehr getan werden, auch von den Menschen, die in diesem Land leben wollen, selbst. Das betrifft vor allem ältere Personenkreise, die nicht mehr zur Schule gehen können.
Einschub: Das Betreuungsgeld wirkt bezogen auf diese Problematik kontraproduktiv. Wenn Kitas besucht werden, findet eine Vermischung eher statt. Hier kann mehr staatliches Eingreifen also sinnvoll sein.
Als zweiten Punkt möchte ich den gemeinsamen Glauben an eine größere Sache nennen. Jedwedes religiös bestimmtes Ziel scheidet hier aus. Es muss etwas Säkulares sein. Etwas, das für Christen, Muslime und Atheisten gleichermaßen erstrebenswert ist. Die Fußball-WM ist momentan das Beste, was angeboten wird. Der gemeinsame Glaube an einen Wertekanon wäre hingegen das Idealziel. Angesichts des Zustroms aus Ländern, die noch stark archaisch, respektive patriarchalisch geprägt sind, wird das allerdings ein schweres Unterfangen. Dennoch: Bildung muss neben Spracherwerb oberste Priorität haben.
Ein dritter Faktor ist meiner Ansicht nach das gemeinsame Feiern von Festen. Bisher haben wir nur den 3. Oktober. Der wird aber kaum gefeiert. Da könnte man noch was draufsetzen. Vielleicht indem man einen christlichen Feiertag neutralisiert, so dass die Möglichkeit besteht, einen weiteren Nationalfeiertag im Sommer einzurichten.
Auch Stolz kann verbindend wirken, es heißt ja nicht grundlos „Nationalstolz“. Voraussetzung dafür ist, dass man eine Beschäftigung hat und aktiv zum Wohl des Gemeinwesens beitragen kann. Das muss nicht notwendigerweise ein Brotberuf sein. Auch ehrenamtliches Engagement in Vereinen, Parteien oder Wohltätigkeitsorganisationen kann identitätsstiftend sein.
Ein letzter Faktor, der durch die Geschichte hindurch immer wieder für inneren Kit gesorgt hat, ist das Vorhandensein eines gemeinsamen Feindes. Am besten eignet sich natürlich ein Feind, der für alles Schlechte verantwortlich gemacht werden kann. Wenn man sachlich bleiben möchte – und das sollten Staat und Medien idealerweise – ist es aber nicht ohne weiteres möglich, ein derartiges Feindbild zu kreieren und aufrecht zu erhalten. Der IS eignet sich bspw. gut als externes Feindbild, ist aber von Deutschland zu weit weg, als dass sein Vorhandensein uns insgesamt zusammenschweißen könnte. Und auch auf die Ankunft von Aliens sollten wir nicht setzen. Dieser Faktor wird also vermutlich nicht so schnell zum Tragen kommen. Es sei denn Putin annektiert über Nacht die gesamte Ukraine, aber das wird zum Glück nicht passieren.
Fazit: In einem globalisierten Deutschland bleiben nicht viele identitätsstiftende Faktoren. Daher müssen die, die sich noch anbieten, umso intensiver genutzt werden. Sonst werden wir erleben, dass Deutschland ein Land wird, in dem sich die verschiedenen Migrantengruppen und die einheimische Bevölkerung immer stärker voneinander abgrenzen. Dass das früher oder später zu heftigen sozialen Spannungen führen würde, liegt auf der Hand.