Wolfgang Wolff – ein deutscher Künstler im ozeanischen Exil

Abbildung des Aquarells "Siesta with ukulele" von Wolfgang Wolff
Nur wenige Sammler ozeanischer Kunst werden Wolfgang Wolff kennen. Er ist keiner der Exilkünstler, die nach 1945 zurück nach Deutschland kamen und für ihren geistigen Widerstand gefeiert wurden. Wolff war politisch, aber kein politischer Künstler. Seine Bilder aus Tahiti zeigen vornehmlich das Milieu der indigenen Bevölkerung. Sie sind oft bunt, immer voller Leben und teilweise auch romantisierend. So archaisch wie zu Zeiten von Gauguin ging es in den Dreißiger- und Vierzigerjahren schließlich allenfalls in abgelegenen Teilen Tahitis zu. Immer mehr Touristen, hauptsächlich aus Frankreich oder den USA, strömten damals auf die Insel. Wolff machte daraus ein Geschäft, indem er im Hafen von Papeete handkolorierte Drucke als Souvenir anbot. Das hier verlinkte Album enthält neben Gemälden und Aquarellen auch solche Arbeiten.

Painting: Tahitian women with ukulele
Wolfgang Wolff – Siesta, 1938, Aquarell, 19 x 26 Zoll

Bis zu seiner Flucht verläuft die Lebensgeschichte von Wolff eher bürgerlich. Er wurde 1909 in St. Ludwig [Elsass-Lothringen] als Sohn eines Richters geboren, wuchs in Zierenberg bei Kassel auf und studierte Jura in Marburg und Frankfurt am Main. Vor dem Hintergrund der Machtübernahme entschloss er 1934, seine Heimat zu verlassen. Die ersten Jahre auf Tahiti waren zwar von harter Arbeit in fremder Umwelt geprägt – er lebte mit seiner deutschen Frau Hildegard in einer selbstgebauten Hütte – aber es war doch das, was man sich unter einer exotischen Idylle vorstellt. Das änderte sich mit Ausbruch des Krieges. Wolff wurde von den Franzosen aufgrund seiner deutschen Staatsangehörigkeit inhaftiert, zunächst in Fort Taravao [am Isthmus von Tahiti], später auf der kleinen Insel Motu Uta in der Bucht von Papeete. Insgesamt verbrachte er 14 Jahre auf Tahiti. 1948 durfte er gemeinsam mit seiner Familie nach San Francisco ausreisen. Als gebürtigen Deutschen ließ man ihn in den USA jedoch nicht in die Künstlerkreise ein.

Portrait of W.W. / Porträt von W.W.
Wolfgang Wolff, undatiertes Foto

Fortan arbeitete er erfolgreich als Textildesigner. Die von ihm entworfenen Hawaii-Hemden gelten unter Sammlern bis heute als besonders kunstvolle Stücke. Wolfgang Wolff starb 1994 in Los Angeles. Sein auf Tahiti geborener Sohn, Goetz Wolff, ist Dozent für Stadtplanung an der University of California, L.A. Er hat für Frazer Fine Art eine ausführlichere Biographie geschrieben, die ich hier als Download zur Verfügung stelle.

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